Gib mir Schmalzkuchen und Licht – Millennials auf dem Jahrmarkt
Swipen für mehr Riesenrad
Aufgewachsen in Niedersachsen erinnere ich mich lebhaft an die Präsenz von Jahrmärkten. Kamelle fangen auf der Verdener Domweih, Nippes begutachten auf dem Kramermarkt in Oldenburg, Lüttje Lage schlürfen auf dem Garßener Schützenfest, Aaale würfeln auf dem Bremer Freimarkt. Irgendwie kam man nicht drum herum hinzugehen, obwohl man sich nie so richtig wohl gefühlt hat: Wetter zu schlecht, Süßigkeiten zu teuer, die nächste Schlägerei um die Ecke.
Inzwischen wohne ich in Hamburg, der Stadt mit dem ausdauerndsten Volksfest: dem Hamburger Dom. Kaum wird er abgebaut, ist er eigentlich schon wieder da. Es gelingt fast gar nicht, über das Heiligengeistfeld zu schlendern, ohne Vorboten oder Überbleibseln des Doms zu begegnen.
Aber die gute Nachricht, liebe Millennials: Mit fast 40 lässt sich das Spektakel Jahrmarkt endlich genießen! Zu alt, um vom Auto-Scooter-Mann angegraben zu werden, zu unauffällig, um Jugendgangs auf den Sack zu gehen und erfahren genug, um zu merken, wann die Stimmung im Festzelt kippt. Vielleicht sogar so weise und müde, dass man dieses gar nicht erst betritt.
Einfach entspannt über den Platz spazieren, genug Kleingeld für bunte Schnüre am Start, erwachsen genug, um zu entscheiden, ob man diesen Marshmallow-Spieß mit Schokoüberzug noch mitnimmt (Ja!), ein paar Fotos machen. Gib mir Schmalzkuchen, Licht und Euro-Dance Tracks, das ist alles, was ich erwarte. Und der Hamburger Dom liefert – bevor der eine Film aus dem Labor zurück ist, werden die ersten Buden schon wieder aufgebaut 😊
Die Fotos habe ich mit Cinestill 800, Kodak Portra 400 und Lomochrome Purple aufgenommen.